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Hermann

Hermann Schmidtendorf

Leiter Technik & Büro Berlin

Fluktuation? Was Mitarbeiter bei der Stange hält

Die Kündigung von Mitarbeitern kann zu Personal­engpässen führen. Weil sich Beschäftigte im Gebäude­reiniger-Handwerk nicht schnell rekrutieren lassen, kommt es darauf an, bestehende Arbeitsverhältnisse zu halten.

Ein Mitarbeiter, der zufrieden ist mit seiner Firma, sich als Teil des Betriebs und als wich­tiges ­Mitglied im Team sieht, kündigt nicht so schnell.

Fluktuation fördert Fluktuation

Wenn jemand kündigt, sind auch die Kollegen ­erstaunt und verunsichert. Menschliche Beziehungen und die eingespielte Arbeitsgruppe können durch das Ausscheiden eines Kollegen gestört werden. DieArbeit des Ausgeschiedenen müssen andere mit übernehmen. Dadurch entsteht eine Mehrbelastung, das verursacht Hektik und Stress. Überstunden sind ­erforderlich, was zu nachlässiger Arbeit führen kann. Das wiederum beeinträchtigt die Kundenzufriedenheit. In der Folge könnten auch Kollegen kündigen (Fluk­tuation fördert Fluktuation) und der Personal­engpass kann sogar verschärft werden. Bis zur Neu­einstellung ­müssen Termine verschoben werden, neue Aufträge können nicht angenommen werden. Ein Personalengpass wird häufig auch von Kunden negativ bewertet. Der ausgeschiedene Mitarbeiter spricht nicht ­immer positiv über die Firma, die er verlassen hat. DieSuche nach einem Nachfolger kostet Zeit und Geld, hinzu kommt das Risiko, einen nicht gleichwertigen ­neuen Mitarbeiter zu den betrieb­lichen Konditionen zu ­finden. Der angeworbene Nachfolger muss sich erst eingewöhnen und bei Kollegen und Kunden ­ankommen.

Zufriedenheit mit dem Gehalt (Good Pay) ist für die meisten Beschäftigten sehr wichtig. Wenn Unzufriedenheit mit der Bezahlung zum Stellenwechsel führt, muss die Differenz schon groß sein. Nimmt man aber alle anderen Bereiche, die eine Kündigung auslösen können, zusammen, steht das Arbeitseinkommen nicht mehr an erster Stelle. Denn was nützt die ­Zufriedenheit mit einem besseren Einkommen in einem anderen ­Unternehmen, wenn dort zum Beispiel das Betriebs­klima schlecht ist, der Führungsstil autoritär oder die tech­nische Ausstattung nicht auf dem neuesten Stand und ­dauernd Überstunden geleistet werden müssen? Wenn alle ­Parameter stimmen und nur das Gehalt etwas ­abweicht, fällt es dem Mitarbeiter schwerer, zu kündigen.

„Am Ende hat jede Firma die Mitarbeiter, die sie ­verdient“,

heißt es. Unternehmen, die ihre Beschäftigten als interne Kunden sehen, bemühen sich um die ­ Zufriedenheit des Personals. Ein guter Mitarbeiter kennt seinen Wert, und ein verlockendes Stellen­angebot vom Wettbewerbsunternehmen macht neugierig und kann die ersten Gedanken zum Arbeitsplatzwechsel auslösen. Wer länger unzufrieden ist, vollzieht die innere ­Kündigung und plant die Bewerbung woanders.

Primäre und Sekundäre Prävention

Man unterscheidet zwei Arten der Prävention. Die primäre Prävention zielt darauf ab, den Gedanken zur Eigenkündigung erst gar nicht entstehen zu lassen. Mit der sekundären Prävention will man den drohenden Abbruch des Arbeitsverhältnisses rechtzeitig erkennen und verhindern.

Die Pflege der Mitarbeiter ist ebenso wichtig wie die Kundenpflege. Hier bieten sich zahlreiche Möglichkeiten an: vom gemeinsamen Besuch eines Fußballspiels bis zum Grillfest oder der Weihnachtsfeier. Nicht zu vergessen sind Geburtstage oder Arbeits­jubiläen. Alles nur Kleinigkeiten, die in der Summe j­­edoch wirken. In vielen Betrieben hat man die Situa­tion erkannt und bindet die Mitarbeiter durch moderne Führung und intensive Beziehungspflege.

Was Mitarbeiter an den Betrieb bindet

Gute Betriebsführung reduziert Kündigungen, vor allem bei jüngeren Beschäftigten. Kleine und mittelständische Unternehmen haben keinesfalls schlechte Karten, wenn es um die Attraktivität des Arbeits­platzes geht. Diesogenannte Arbeitgebermarke (Employer Branding) bindet Mitarbeiter durch Arbeits­atmosphäre, Gestaltungsfreiheit und zeit­gemäße Führung. Flache Hierarchien und Identifikation der Arbeitnehmer mit dem Unternehmen sind wichtige Bindungsfaktoren. DieEinflussnahme des Einzelnen auf den Betriebsalltag wird von Mitarbeitern sehr geschätzt. Daneben gehört die Work-­Life-Balance zu den Top-Bindungsfaktoren. Auch Flexibilisierung der ­Arbeitszeit und Wertschätzung des Einzelnen kommen gut an und reduzieren die Fluktuationsgefahr. Grundsätzlich gilt: Je größer die Zufriedenheit, desto geringer ist die Fluktuationsgefahr. Gutes Betriebs­klima wirkt sich immer positiv auf die Zusammen­arbeit aus. Diesogenannte Wohlfühlatmosphäre durch ein harmonisches Betriebsklima kostet kein Geld und vermindert die Gefahr der Kündigung durch Mitarbeiter.

Ein Ort zum Wohlfühlen

Der Arbeitsplatz muss ein Ort sein, an dem sich Mitarbeiter wohlfühlen. Berufliche Teilhabe am Alltag ist mehr als nur Geld verdienen. Eine starke Firmen­bindung motivierter Mitarbeiter wirkt gruppen­dynamisch und strahlt auf das gesamte Team aus. Bei Kündigung eines Mitarbeiters macht der Arbeit­geber Selbstreflexion: Was ist die Ursache der Fluktuation? Was kann man präventiv tun? Welche Maßnahmen sind schnell umsetzbar? Andererseits heißt es, sich nicht durch Forderungen eines Mitarbeiters erpressen zu lassen. Jemanden mit Gewalt und Über­redung festzuhalten, funktioniert nur kurzfristig. Wer gehen will und seine Gründe dafür überzeugend darlegt, den lässt man ziehen. Macht man Zugeständnisse, um ihn zu halten, verliert man an Autorität und wird ausgenutzt. Zugeständnisse haben Folgen – die Kollegen erfahren davon und pochen auf Gleichbehandlung.

Verstärkung der Bindungsfaktoren

Ein Chef, der ein offenes Ohr für seine Mitarbeiter hat, sich mit ihnen befasst und sie beobachtet, ­müsste Unzufriedenheit frühzeitig feststellen und einen mög­lichen Kündigungsgrund erahnen. Ein ­Gewitter kommt nur selten aus heiterem Himmel, sondern bahnt sich an und ist für Beobachter erkennbar. ­Zunächst kommt es darauf an, Warnzeichen wahrzunehmen. Kritische Äußerungen von Beschäftigten dürfen nicht überhört, sondern müssen ernst genommen werden. Bei geringer Bindung zum Unternehmen ist ein Mitarbeiter schnell wechselbereit. Kommt ein anderer Arbeitgeber mit einem attraktiven Stellenangebot, wird die Absicht zu wechseln unterstützt. Fundament der Mitarbeiterbindung ist die Wertschätzung des Einzelnen, die Bestätigung, dass jeder durch seine Arbeit Werte schafft und zum Betriebserfolg beiträgt. DieFähigkeit eines Chefs, gutes Personal emotional zu binden, reduziert Fluktuation. DieZufriedenheit der Mitarbeiter ist das Mindestziel, das Maximalziel wäre die Begeisterung einzelner Mitarbeiter, die ­damit auch ihre Kollegen beeinflussen.

Harmonisches Betriebsklima zählt

Bei starker Bindung wird einem Mitarbeiter der Weggang schwerfallen. Diesogenannte Wohlfühlatmosphäre durch ein harmonisches Betriebsklima kostet kein Geld und vermindert die Gefahr der Kündigung durch Mitarbeiter. Besonders motivierend sind Lob und Anerkennung bei besonderen Leistungen, was zu den klassischen Bindungsfaktoren gehört, obwohl Kritiker meinen, der Betrieb sei kein Streichelzoo.

Viele Arbeitgeber haben die Situation erkannt und binden ihre Beschäftigten durch intensive Beziehungspflege. Das ausgeprägte Wir-Gefühl aller Mitarbeiter reduziert Kündigungen. Gelegentlich kann auch Mobbing durch Kollegen eine Kündigung auslösen. Hat der Chef ein Auge auf die Zusammenarbeit und die Stimmung in seinem Team, erkennt er die Situation und kann einschreiten. Starke Bindung an den Arbeitsplatz wirkt gruppendynamisch und strahlt auf das gesamte Team aus. (red/hfs/Rolf Leicher;rr)

 

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